Richard Erb, Senior Experte Konfuzius Institut Paderborn
Abstrakt:
Wer sich mit China beschäftigt kommt nicht umhin, zu erkennen, dass das Verhalten und Denken der Menschen nicht immer dem entspricht, was man als Westeuropäer erwartet. Touristen, die sich nur wenige Tage oder Wochen im Land aufhalten, wird das weniger auffallen.
Anders bei vielen Expatriates, also Personen, die von ihren Arbeitgebern beruflich in das Land versetzt wurden. Ihre erste Reaktion ist häufig, ihren chinesischen Kollegen und Partnern negative Eigenschaften wie Unverständnis, unnötige Kompliziertheit, manchmal Desinteresse an wichtigen Dingen oder sogar Begriffsstutzigkeit zu unterstellen. Das kann aber nicht richtig sein, wenn man bedenkt, dass Chinesen zu nicht weniger Höchstleitungen fähig sind, als die Gesellschaften, aus denen diese Expatriates stammen. Es muss also andere Gründe geben, dass wir nicht selten ein falsches Bild von Chinesen haben und ich werde versuchen, Ihnen einige dieser Gründe aus meiner Sicht zu erläutern.
Dazu müssen wir rund 2500 Jahre zurück in die chinesische Vergangenheit gehen und uns von dort in die Gegenwart vorarbeiten.
Wir werden das mit relativ großen Schritten machen und nur in dem einen oder anderen Jahrhundert kurz anhalten, um wesentliche Dinge zu erfahren, die das chinesische Denken bis heute prägen. Einer der wesentlichen Schlüssel zu diesem Verständnis ist die Kenntnis zweier Männer und ihrer Ideen, die vor 2.500 Jahren im heutigen China gelebt hat. Die Rede ist von Kong Fuzi, uns besser bekannt als der chinesische Philosoph Konfuzius und von dem berühmten Strategen Sun Tzu.
Sie lebten in einer Zeit, in der China aus hunderten von kleinen und relativ unabhängigen Fürstentümern bestand, die zwar offiziell unter der bereits seit 500 Jahren regierenden Königsfamilie der Zhou vereint waren, in Wirklichkeit aber sehr eigenständig regiert wurden. Eine echte Verwaltung und Regierung seitens des Königshauses gab es nicht mehr und die Fürstentümer agierten wie eigene Staaten, die sich gegenseitig mit List und Intrigen, aber auch mit militärischen Mitteln bekämpften.
In dieser unruhigen Zeit lebten Konfuzius und Sun Tsu und jeder der beiden hinterließ der Nachwelt seine Ideen, wie man das Land befrieden könnte.
Die Lehren des Konfuzius sind auch heute noch vielen Menschen vertraut und die Strategiesammlung „Die Kunst des Krieges“ von Sun Tsu ist gleichfalls in vielen Bücherregalen, besonders von Geschäftsleuten, zu finden. Viele Menschen in Asien leben und handeln auch heute noch nach den Ideen dieser beiden großen Männer.
Im Vortrag „Gleiches Bett – verschiedene Träume“ versuchen wir, uns den Ursachen der häufig empfundenen Fremdheit zu nähern und eine Grundlage zu legen, für das Verständnis dieser fremden Kultur.